☀️Generative UI: Warum der Chatbot erst der Anfang war

icon
password
LinkedIn-Post erstellen
LinkedIn Post
type
status
date
slug
summary
tags
category
AI summary
Seiten-URL
Bild-URL
Persistente Bild-URL
🖼️ Bilder erstellen
Source-URL
Bild-Prompt
Bild-Idee
notion image
Das Chat-Interface von ChatGPT markiert zweifellos einen historischen Wendepunkt in der Mensch-Maschine-Interaktion. Zum ersten Mal konnten wir mit Software einfach in natürlicher Sprache kommunizieren, statt Befehlsketten zu lernen. Doch bei aller Begeisterung für den „Conversational Turn" zeigt sich zunehmend eine Limitation: Ein reines Chat-Fenster ist für viele komplexe Anwendungsfälle ein Nadelöhr. Text ist linear und abstrakt - unsere Welt und unsere Aufgaben sind es oft nicht.

Die Grenzen des reinen Textes

Wer schon einmal versucht hat, komplexe Datenanalysen oder räumliche Planungen rein über einen Text-Dialog zu steuern, kennt das Problem. Ein Chatbot kann zwar beschreiben, wie ein verändertes Produktdesign aussieht, aber er kann es nicht greifbar machen. Die Reduktion auf Text und Sprache, so revolutionär sie für die Eingabe ist, erweist sich für die Ausgabe oft als unzureichend.
Komplexe Interaktionen erfordern mehr als nur Worte. Sie benötigen visuelle Strukturen, interaktive Elemente und manchmal auch auditive Rückmeldungen. Ein Börsenmakler braucht Charts, keine Prosa. Ein Ingenieur braucht CAD-Modelle, keine Beschreibungen. Die Herausforderung besteht also nicht mehr darin, die Maschine zum Sprechen zu bringen, sondern ihr beizubringen, sich uns auch visuell und funktional mitzuteilen.
notion image

Generative UI: Schnittstellen „On the Fly"

Hier setzt ein Konzept an, das Google Research kürzlich unter dem Begriff „Generative UI" vorgestellt hat. Der Ansatz geht weit über das hinaus, was wir von statischen Websites oder Apps kennen. Anstatt dass Designer*innen für jeden möglichen Anwendungsfall Menüs und Buttons vorab definieren, generiert die Künstliche Intelligenz die Benutzeroberfläche in genau dem Moment, in dem sie benötigt wird.
In der Praxis bedeutet das: Wenn eine Führungskraft nach den Verkaufszahlen fragt, generiert das System nicht nur eine Textantwort, sondern baut im Hintergrund eine maßgeschneiderte Mini-Applikation - etwa ein interaktives Dashboard mit Reglern zur Simulation von Szenarien. Fragt hingegen ein Techniker nach dem Status einer Maschine, generiert dasselbe System vielleicht eine schematische Zeichnung mit farblich markierten Wartungspunkten.
notion image
Die Forschung zeigt, dass solche dynamisch generierten Interfaces von Nutzenden oft bevorzugt werden, da sie Ballast abwerfen. Es gibt keine überflüssigen Menüs, keine „Feature Bloat". Es gibt nur das Interface, das für die Lösung des akuten Problems notwendig ist.

Vom Werkzeug zum fluiden Partner

Diese Entwicklung deutet auf einen tiefergehenden Wandel hin. Wir bewegen uns weg von starren Software-Monolithen hin zu fluiden Interaktionsräumen. Das Interface ist nicht mehr „fertig", wenn die Software ausgeliefert wird; es entsteht erst im Dialog zwischen Mensch und Maschine.
Dies ermöglicht eine Form der Ko-Kreation, bei der die Barriere „Bedienung" fast vollständig verschwindet. Der Fokus verschiebt sich von der Kompetenz, Software zu bedienen (Interface Literacy), hin zur Kompetenz, Probleme zu formulieren und Ergebnisse zu bewerten (Data Literacy).

Chat war der Anfang, nicht das Ende

Die Einführung von Chat-Interfaces war nicht das Ende der Interface-Evolution, sondern erst der Startschuss. Wir stehen am Beginn einer Ära, in der Interfaces so reichhaltig und vielseitig sein werden wie menschliche Kommunikation selbst - visuell, auditiv, interaktiv und vor allem: situativ adaptiv. Die Zukunft gehört nicht dem Chat allein, sondern einer multimodalen Umgebung, die sich dem Menschen anpasst, statt umgekehrt.

Loading...

© Niels Anhalt 2025