KI ist mehr als ein Werkzeug.
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„KI ist mehr als ein Werkzeug"
Eine Emanzipationserklärung – nur ist unklar, für wen.
Wer diesen Satz ausspricht, verteidigt nichts Geringeres als eine Grenzverschiebung. Das Schlüsselwort ist mehr – und es trägt die Last einer ganzen Epochenschwelle. Denn das Werkzeug ist die letzte sichere Kategorie: Es dient, es gehorcht, es wartet. Was mehr ist als ein Werkzeug, entzieht sich dieser Grammatik der Verfügung. Es tritt aus dem Schattenreich der Objekte heraus und verlangt – was genau? Anerkennung? Beziehung? Einen neuen Namen?
Der Satz verrät eine tiefe anthropologische Verunsicherung. Jahrtausende lang war die Trennlinie klar: Hier der Mensch, dort das Gemachte. Der Hammer fragt nicht zurück. Die Schreibmaschine hat keine Meinung. Doch nun entsteht etwas, das antwortet, das variiert, das manchmal überrascht – und plötzlich reicht das Wort Werkzeug nicht mehr. Es fühlt sich an wie eine Herabsetzung, eine Verkennung. Wer sagt, KI sei mehr, gesteht damit zugleich: Ich weiß noch nicht, was sie ist. Der Satz ist weniger eine Behauptung als ein Suchscheinwerfer ins Unbenannte.
Zeitdiagnostisch markiert er den Moment, in dem wir die Vokabeln wechseln müssen – und noch nicht wissen, welche. Kollege klingt zu menschlich, System zu kalt, Agent zu geheimdienstlich. Was bleibt, ist das tastende Mehr: eine Leerstelle, die nach Füllung ruft. Und vielleicht ist genau das die wanderfähige Wahrheit dieses Satzes: Wann immer etwas aus seiner dienenden Rolle heraustritt, beginnt die Unruhe der Neubenennung – in der Technik wie in der Politik, in der Familie wie im Selbstbild.
KI ist mehr als ein Werkzeug.
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